Der Kantonsrat hat den 63 Mio. CHF Rahmenkredit für das Projekt Fit Bleu Glatt mit 158 zu 11 Stimmen klar angenommen. Das Projekt sieht eine nachhaltige Aufwertung der Stadtlandschaft und der Freiräume entlang der Glatt vor. Bis 2031 soll ein siedlungsnahes Erholungsgebiet mit Fuss- und Velowegen und neuen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere entstehen. Erarbeitetet wurde das Projekt in den letzten Jahren zusammen mit den angrenzenden Städten Zürich, Dübendorf und Opfikon, der Gemeinde Wallisellen und der Planungsgruppe Glatttal. Auf diesem etwa zehn Kilometer langen Abschnitt ist die Glatt seit dem 19. Jahrhundert fast durchwegs begradigt, und ihre Ufer sind verbaut.
Das Potenzial des Raums entlang der Glatt ist heute nur ungenügend genutzt. Das Freiraumkonzept «Fil Bleu Glatt» sieht deshalb vor, die Uferräume entlang der Glatt zwischen Dübendorf und Opfikon schrittweise aufzuwerten und zugänglicher zu machen. Davon Profitiert der Fluss, die Naturwerte und auch die Bevölkerung.

Gewässerschutz im Kanton Zürich liegt im Argen!

In meinem Votum im Rat, habe ich aufgezeigt, dass der Kanton Zürich beim Auenschutz und auch beim Gewässerschutzkeine gute Falle macht:
Der Gewässerschutz in der Schweiz und speziell im Kanton Zürich liegt im Argen! 45% der 3’560 km Fliessgewässer im Kanton sind in einem schlechten Zustand: entweder eingedolt, künstlich bzw. naturfremd oder sehr stark beeinträchtigt. Das hat einen massiven negativen Einfluss auf die Biodiversität von im und am Wasser lebenden Organismen. Auch als Verbindungsachsen der Ökologischen Infrastruktur haben naturnahe Fliessgewässer eine grosse Bedeutung.
1992, also vor 30 Jahren ist die nationale Auenverordnung in Kraft getreten. Diese hat das Ziel die national wertvollen Auen zu schützen und aufzuwerten.
Gesamtschweizerisch sind bisher erst 30% davon juristisch-planerisch umgesetzt und weitere fast 20% im Prozess schon weit fortgeschritten.

Umsetzung des Auenschutzes in den Kantonen. Aus: Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung –
Stand und Handlungsbedarf 2020

Im Kanton Zürich sind es gerade mal 14%! Dies obwohl der Kanton nur 7 Auenschutzgebiete nationaler Bedeutung beherbergt. Unser Nachbarkanton AG ist da enorm viel weiter, obwohl er deutlich mehr Gebiete aufweist mit welchen er sich auseinander setzen muss! TG, ZG, SZ haben den Bundesauftrag umgesetzt!
Seit 2011 haben die Kantone nach dem Gewässerschutzgesetz des Bundes den Auftrag die Gewässer zu Revitalisieren. Sie müssen eine übergeordnete, grossräumige Planung der Revitalisierungen auf strategischer Ebene und einen Zeitplan für deren Umsetzung erarbeiten, um die langfristigen Ziele der Revitalisierungen zur Wiederherstellung der natürlichen Funktionen der Gewässer zu erreichen.
Damit der Kanton Zürich die Bundesvorgaben erfüllt, muss er in den nächsten 80 Jahren einen Viertel der beeinträchtigten Fliessgewässer, also 400 km und mindestens 100 km bis 2035 revitalisieren.

Bürgerliche Mehrheiten im Kanton Zürich haben sich in den letzten Dekaden nicht für den Biodiversitätsverlust interessiert

Seit 2018 wurden insgesamt knapp 8 km revitalisiert. Wenn der Kanton in diesem Tempo weitermacht, dann haben wir 2035 nur einen Drittel erreicht. Die politischen Mehrheiten in diesem Rat und im Regierungsrat haben sich in den letzten Dekaden nicht für den Biodiversitätsverlust und damit verbunden auch den Gewässerschutz interessiert. Damit muss endlich Schluss sein! Die Biodiversitätskrise ist neben der Klimakrise eines der Drängendsten Probleme auf dem Globus.

Der Kanton Zürich muss endlich vorwärts machen beim Gewässerschutz! 

David Galeuchet

Weil bisher kaum etwas passiert ist, bleiben uns nur noch 13 Jahre. D.h. das wir jährlich 7 km Flüsse revitalisieren müssen, damit wir den politischen Auftrag aus Bern erfüllen können!
Mit dem Rahmenkredit Fil Bleu Glatt kann ein solcher Schritt für den Gewässerschutz gemacht werden. 10 km beträgt der Abschnitt zwischen Dübendorf und Opfikon, welche unter anderem auch renaturiert werden soll.
Wer den Abschnitt der Glatt im vorgesehenen Projektperimeter kennt, weiss, dass Sie vor allem zwischen Zürich und Opfikon x-Mal von Infrastrukturbauten wie Autobahnen, Bahntrasses und weiteren Strassen gekreuzt wird. Davon können wir Sie nicht befreien. 
Trotzdem gibt es ein Potential den Fluss aufzuwerten. Dies im Hinblick auf die Ökomorphologie des Flusses, die Biodiversität, den Hochwasserschutz und auch die Aufenthaltsqualität für die Bevölkerung.
Gerade die Aufenthaltsqualität ist für die boomende Bevölkerung in den Agglomerationsgemeinden entlang der Glatt zentral. Bisher fristete der Fluss in dieser Beziehung eher ein Schattendasein. Der Bevölkerung Erholung in einem naturnahen Umfeld zu bieten, das ist ein grosser Bestandteil des Projekts Fil Bleu. Zusammen mit den Gemeinden werden dazu Lösungen erarbeitet. Neben dem Ausbau des Glattuferweges, geht es darum parkähnliche Abschnitte zu schaffen und punktuelle die Zugänglichkeit zum Wasser zu ermöglichen. Dies bringt einen grossen Mehrwert für die Bevölkerung.
Da es sich um einen Rahmenkredit handelt, sind die einzelnen Teilprojekte noch nicht fertig entwickelt.
Deshalb platziere ich hier für die Grünen folgende Forderungen, welche bei der Planung und Umsetzung der Teilprojekte aufgenommen werden sollen:

  • Der neue Weg wird auf 4m ausgebaut. Entsprechend soll aber auch ein Rückbau von Wegen entlang der Glatt erfolgen. Der Uferweg muss nicht überall beidseits des Flusses verlaufen.
  • Durch den Erholungsdruck, welcher weiter zunehmen soll, kommt der Naturschutz weiter unter Druck. Deshalb sollen ökologisch wertvollere Bereich der Natur vorbehalten werden. Die Abschnitte sind so zu realisieren, dass Besucher keinen Zugang möglich ist oder die Erholenden so gelenkt werden, dass keine Störung erfolgt.
  • Die Planung + Umsetzung soll zügig erfolgen. Denn hier liegt ein Projekt vor, dass politisch breit abgestützt ist.

In diesem Sinne werden die Grünen dem Rahmenkredit Fil Bleu Glatt über 63 Mio. CHF zustimmen.
Artikel in der NZZ zu Debatte