Replik zum Leserbrief «Die Klima- Religion» vom 30.11.2019 im ZU

« und sie bewegt sich doch!» – Diese Worte werden Galileo Galilei in den Mund gelegt. Beim Verlassen des Inquisitionsgerichts soll er sie gemurmelt haben, nachdem er dem kopernikanischen Weltbild öffentlich abgeschworen hatte. Als «geistige Pygmäen» bezeichnete er all jene, die das neue Weltbild aus Prinzip und Sturheit nicht akzeptieren wollten.
Mit der Aufklärung wurde die Vernunft als universelle Urteilsinstanz akzeptiert. Rationales Denken sollte helfen, den Fortschritt behindernde Traditionen und Gewohnheitsrechte zu überwinden. Fallen wir im Zeitalter von Fake News wieder ins Mittelalter zurück?
Bei der Klimaerwärmung geht es nicht um eine Glaubensfrage, wie Hans Steffen in seinem Leserbrief schreibt. 97 Prozent der Klimawissenschaftler stützen die These, dass der menschengemachte CO2-Ausstoss für eine noch nie da gewesene Erwärmung der Erde verantwortlich ist. Die von Hans Steffen geforderten empirischen Beweise liegen vor. Die Befürchtungen der Wissenschaftler aus älteren IPCC-Berichten sind meist viel heftiger oder früher eingetroffen als von diesen erwartet.
Es ist traurig, dass während mehr als 50 Jahren die Wissenschaft in der Klimafrage nicht ernst genommen wurde. Hat es wohl damit zu tun, dass Politik, Wirtschaft und nicht zuletzt auch die Bevölkerung gerne an Traditionen und Gewohnheiten festhalten?
Es hat die Jugend gebraucht, die auf die Strasse geht, um für ihre Zukunft zu kämpfen, damit breite Bevölkerungskreise die Klimaerwärmung endlich ernst nehmen. 
Dies hat sich nun bei den Wahlen ausgewirkt und eine politische Veränderung in unserem Land gebracht. Damit wir die Klimakrise meistern können, braucht es nun aber endlich Gesetze und Massnahmen, damit wir den CO2-Ausstoss bis 2040 auf netto null reduzieren. Freiwilligkeit, haben wir gesehen, reicht nicht aus.
Und zu guter Letzt: Die im Leserbrief erwähnte Chaos- Mathematik zeigt auf, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings das Wetter verändern kann, aber nicht, wie behauptet, das Klima!
David Galeuchet, Kantonsrat Grüne, Bülach